Wie ist das eigentlich mit dem Islam? Sollten wir Queers ihn kritisieren, weil muslimisch geprägte Staaten und islamistische Gruppierungen sich nicht oder nicht hinlänglich um die Gleichstellung unterdrückter Menschen wie Frauen, trans* Personen oder sexuelle Minderheiten bemühen? Bieten tagespolitische Themen wie die Debatte um das Tragen von Kopftüchern und Burkinis oder etwa die in vielen muslimischen Staaten bis heute praktizierte Hinrichtung Homosexueller konkrete Anlässe, um queere Kritik an Religion, Patriarchat und repressiven Regimen zu üben? Oder verbirgt sich hinter einer Religionskritik, welche sich hauptsächlich oder gar ausschließlich gegen „den" Islam und Islamismus richtet, eine Form von antimuslimischem Rassismus? Warum werden bei einer Religionskritik regelmäßig andere religiöse Gruppen ausgespart?
Man denke allein an die Verfolgung muslimischer Minderheiten wie der Rohingya und der Uiguren in Myanmar und China durch Hinduist*innen und Buddhist*innen, an die Unterdrückung von Frauen in ultraorthodox-jüdischen Strömungen und an die Tatsache, dass die katholische Kirche Frauen weltweit gleiche Rechte verweigert. Welchen Anspruch sollte eine queere Religionskritik verfolgen: Geht es uns um eine Kritik an allen Religionen oder um eine Kritik an bestimmten Religionen? Inwieweit gehen wir bei einer queeren Religionskritik, die überwiegend oder ausschließlich „den" Islam und Islamismus fokussiert, das Risiko ein, uns mit rechten Positionen gemeinzumachen? In Anbetracht der Tatsache, dass westliche Gleichstellungspolitiken historisch sehr jung sind, fragt sich zuletzt: Was bedeutet es, aus einer (vermeintlich) moralisch überlegenen Position heraus Kritik zu üben?
In gewisser Weise haben postkoloniale und queere Ansätze viel gemeinsam: Beide Bewegungen versuchen sich kritisch mit bestehenden gesellschaftlichen Machtstrukturen auseinander zu setzen und diese zu transformieren. Anderseits besteht durchaus eine deutliche Spannung zwischen den universalistischen Forderungen beider Bewegungen: Queerer und feministischer Aktivismus zielt darauf ab Gender-normen grundsätzlich - und damit implizit oder explizit „überall“ - zu transformieren und steht somit durchaus im Widerspruch zum Kulturrelativismus einiger postkolonialer Ansätze.
Aus postkolonialer Perspektive (u.a. „third-world feminism“) wird daher häufig kritisiert, dass die universalistische Politik des Feminismus vor Allem aus den Erfahrungen spezifischer – meist „weisser“ und „westlicher“ - Frauen beruht, während die Interessen und Lebensrealitäten anderer Frauen oft nur unzureichend repräsentiert werden. Queere Politik und die transnationale Unterstützung von LGBTI-Organisationen im „Globalen Süden“ wird von einigen post-kolonialen Aktivisten als „Westlicher Imperialismus“ kritisiert, während Aktivist_innen gegen Homo- oder Transphobie Gesetzgebungen in Uganda, Bangladesch oder Burundi und die dortige Kriminalisierung von Lesben und Schwulen als nicht hinnehmbar empfinden.
Dieser Workshop soll Gelegenheit für die Auseinandersetzung mit der postkolonialen bzw. machttheoretischen Kritik am Feminismus und Queerem Aktivismus bieten: Hilft die globale Solidarität zwischen Feminist_innen gleiche Rechte zu schaffen, oder handelt es sich hier um eine paternalistische Bevormundung durch westliche Feminist_innen? Welche Rolle spielt Rassismus in Gender-Debatten? Wollen alle dasselbe oder sollten sie dies wollen? Hat die Queere Bewegung nationale Grenzen oder universalistische Forderungen? Können die Ziele der queeren und postkolonialen Bewegung miteinander in Einklang gebracht werden und wenn ja, wie? Mit diesen Fragen wollen wir uns anhand von einem Kurzinput, Textarbeit, Videomaterial, viel Diskussion und interaktiven Methoden beschäftigen.
Homosexualität ist doch wider die Natur! Wo sollen denn heutzutage noch die Kinder herkommen? Wir kennen dieses und ähnliche Bierzeltargumente. Nicht zuletzt während der Diskussionen um die Öffnung der Ehe wurden diese Argumentationslinien zu oft gewählt. Denn die Ansicht, es handle sich dabei um eine evolutionäre Sackgasse, ist breit vertreten.
Wie aber gehen moderne Evolutionsbiolog*Innen mit dem Konzept der Homosexualität um? Wie erlauben Erkenntnisse aus anderen Domänen des Lebens ein Aufbrechen binärer Genderkonzepte? Es werden diverse Ansätze diskutiert und auch die Evolution der Evolutionstheorien im Hintergrund des Konzepts der Homosexualität besprochen. Wir wollen diskutieren, wie diese Ideen auch auf das Queerness Konzept ausgeweitet werden können.
Insbesondere wollen wir Trugschlüsse aufzeigen oder Argumente entkräften, die oftmals in einer undifferenzierten Herangehensweise an das Thema Homosexualität/Queerness im evolutionsbiologischen Kontext aufkommen.
Welche Ansätze gibt es, das allgegenwärtige Vorhandensein von nicht heterosexuellen Beziehungen in Spezies außer dem Homo sapiens, zu erklären. Wir wollen dabei weniger auf die (epi-)genetischen Aspekte eingehen, die mit Abweichung von Heterosexualität korrelieren, sondern auf die Frage eingehen, in welchem Verhältnis der biologische Imperativ und Homosexualität zueinander stehen. Wir laden zu einer offenen Diskussion ein, in welcher sich Menschen mit naturwissenschaftlichen und geisteswissenschaftlichen Hintergründen, über den Querness-Evolutions-Diskurs austauschen.
Das südwestafrikanische Land Namibia hat nur eine kleine queere Community. Doch diese ist in den letzten Jahren sehr selbstbewusst geworden und organisiert trotz queerfeindlicher Grundstimmung in Staat und Gesellschaft wiederholt Regenbogenmärsche und Aufklärungsveranstaltungen. In diesem Workshop wollen wir einen Blick auf die rechtliche sowie gesellschaftliche Situation queerer Menschen in Namibia werfen. Außerdem werde ich von meinen eigenen Erlebnissen als queerer Freiwilligendienstleistender an einer namibischen High School berichten und mit euch zusammen überlegen, welche Vorbereitungen getroffen werden und welchen Umgang wir mit der eigenen Sexualität und/oder Gender Identity in einem überwiegend queerfeindlichen Umfeld finden können.
Auch der Frage nach dem missionarischen sowie kolonialen Einfluss auf die Queerfeindlichkeit vieler Namibier*innen und der Gefahr einer eurozentristischen Perspektive bei der moralischen Verurteilung des Umgangs Namibias mit seiner queeren Community werden wir uns stellen.
Welche queeraktivistischen NGOs kämpfen für die Emanzipation aller LGBTIQA+ in Namibia? Warum beschäftigt sich das oberste Gericht Namibias mit einem Präzedenzfall, der die Frage nach der Anerkennung gleichgeschlechtlicher Ehen aufwirft? Und welche Rolle spielt der bereits seit 2005 nicht mehr amtierende erste demokratisch gewählte Präsident Namibias Sam Nujoma in der zurückhaltenden Liberalisierung des Landes? Mit diesen und anderen Fragen werden wir uns im Austausch auseinandersetzen. Bringt gerne noch eigene Fragen mit.
Über ein Jahrhundert war der § 175 StGB, der „Unzucht“ zwischen Männern unter Strafe stellte, Grund für zehntausende Verurteilungen von Unschuldigen. Besonders enthusiastisch wurde das von den Nazis stark verschärfte Gesetz ausgerechnet in der Bonner Republik unter Aufsicht des Grundgesetzes angewandt. So wurde erreicht, bis Ende der 60er die queere Bewegung in Deutschland erfolgreich fast gänzlich zu unterdrücken. Erst in den 70ern konnte sie aufgrund der Entschärfung des Paragraphen in ihrer ganzen Vielfalt entstehen und - zu unser aller Glück - beim bis heute andauernden Wertewandel entscheidend mitwirken.
Wie dieses Unrecht in den 50ern und 60ern noch aufrechterhalten werden konnte, wird im Workshop anhand der Begründungen des Paragraphen durch die Regierung Adenauer und durch das Bundesverfassungsgericht erarbeitet. Wir werden zusammen in Textausschnitten die damals von der Justiz genutzten Vorurteile sezieren und bewerten, inwiefern sie noch heute die queere Bewegung bremsen. Ziel des Workshops ist, durch die vergangen Fortschritte zukünftige Chancen im Kampf gegen Diskriminierung der queeren Community formulieren zu können.
Ich freu mich sehr auf eure Teilnahme!
PS: Von Nutzen ist angesichts der absurden Logik der damaligen Argumente viel Sinn für Humor.
Mit Hilfe der bedeutendsten Normalismustheorie, die sich mit der Frage auseinandersetzt, wie „normal“ gehalten wird, versuchen wir der Frage auf den Grund zu gehen, inwieweit Biphobie, besonders im queeren Normalfeld, als ein normales Phänomen aufgefasst werden kann. Und wenn ja, wie wir damit umgehen können; was für weitreichende Konsequenzen aus diesem möglichen Ergebnis resultieren.
Dazu wollen wir mit Euch die Normalismustheorie anhand eines Textauszuges, der sowohl erklärende Sekundärliteratur als auch verwirrende Primärliteratur von insgesamt 12 Seiten umfasst, nachzeichnen und sich ergebende Fragen zum Text im Plenum diskutieren. Anschließend werden wir gemeinsam mit Euch versuchen das queere Normalfeld abzustecken und Links Ansätze darauf zu übertragen, sodass gemeinsam die These des Workshops debattiert werden kann. Abschließend steht dann selbstverständlich die Frage an, was wir gesamtgesellschaftlich oder zumindest in der queeren Communitiy daraus lernen können und ob es Auswege aus dieser Situation gibt.
Wichtig ist uns eine offene Diskussion, in der allen klar ist, dass die Konstruktion des Normalfeldes und die Interpretation der Theorie subjektiv ist und damit nicht eindeutig richtig oder falsch sein kann.
Wir freuen uns auf euch, das wird super!
Die „Stonewall Riots", die 1969 in New York stattfanden, gelten häufig als Geburtsstunde der modernen „Lesben- und Schwulenbewegung". Der jährlich begangene Christopher Street Day bezieht sich auf dieses Ereignis. Es gab jedoch eine Zeit, in der Berlin der Bezugspunkt einer aufkommenden Emanzipationsbewegung für Homosexuelle war. Als Homosexualität in einem Land wie Großbritannien noch unter Todesstrafe stand, begann im deutschsprachigen Raum - über 100 Jahre vor den "Stonewall Riots" - ein Diskurs über nicht-heteronormatives Verhalten.
Wir werden in unserem Workshop einen Blick auf einige der wichtigsten Autor*innen und Aktivist*innen werfen. Im Mittelpunkt steht die Frage nach den "Sollbruchstellen" dieser frühen queeren Bewegung im deutschsprachigen Raum. Was hat die Menschen geeint, welche Themen haben sie getrennt? Trotz des zeitlichen Abstands wirken viele der damaligen Debatten erstaunlich aktuell.
Zölibatär lebende Menschen, insbesondere Priester, haben weder in unserer Gesellschaft noch in innerhalb der Kirche einen leichten Stand. Die großen Problemthemen sind dabei so klar wie, aus ethischer Perspektive, langweilig. Aber sie berühren Fragen von Identität und Macht. Im besonderen Fokus der öffentlichen Debatte steht der Zölibat, der Priester angreifbar und kontrollierbar macht: Die verwaltungsrechtlich begründetet, kleinteilige Strukturierung der priesterlichen Sexualität durch eine Kontrollinstitution, die gleichzeitig die Verfügungsmacht über Job, Haus und Rente hat. Alle wissen, dass Priester Beziehungen führen, Partner*innen und Kinder haben, sich nach Umarmungen sehnen, masturbieren. Aber diese Teile des eigenen Lebens müssen vielfach sorgsam verborgen werden. Wir alle wissen, dass es sie gibt, aber sie dürfen nicht sein. Nicht öffentlich, nicht ausgesprochen. Damit aber bleibt die Sexualität des Zölibats prekär. Es wird deshalb darum gehen müssen, eine Sexualität des Zölibats zu schreiben. Priester* und zölibatär lebende Menschen im Allgemeinen sind sexuelle Wesen, die sich für eine bestimmte Ästhetisierung dieser Sexualität entscheiden. In einer heteronormativen Gesellschaft (teilweise) und Kirche (besonders) kann das Zölibat damit eigentlich nur als abweichende, als queere Lebensweise begriffen werden.
Das ist die These und der Ausgangspunkt für den Workshop. Wohin das führen kann, ob es überhaupt eine sinnvolle Position ist oder nicht vielmehr anmaßend oder vielleicht schlicht falsch, will ich mit Interessierten diskutieren.
Trans*gender, Trans*sexualismus, Trans*identität. Begriffe, die eine Abweichung von der weit bekannten Cis-Geschlechtlichkeit beschreiben, sind schon längst keine Fremdwörter mehr.
Auch in der Naturwissenschaft ist die Thematik mittlerweile angekommen. Gehirnstrukturen werden analysiert, Unterschiede quantifiziert, der sog. Geschlechtsdimorphismus an so mancher Stelle immer wieder in Frage gestellt.
Dieser Workshop soll im ersten Teil aus einer kritischen Betrachtung vorliegender Studien bestehen. Die Grundlage dazu bildet eine kurze Einführung in die Neuroanatomie im Allgemeinen. Im zweiten Teil soll es um die Frage gehen, ob Geschlechtsidentität naturwissenschaftlich greifbar sein kann und darf und welche Bedeutung Aussagen dieser Fachrichtungen für unsere Auffassung von „Gender“, sowohl im Sinne des psychischen Geschlechts, als auch des sozialen Geschlechts, haben. Gibt es an dieser Stelle Grenzen der Naturwissenschaften? Wo wären sie dann zu ziehen?
Die Unterscheidung zwischen sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität ist auch innerhalb queerer Kreise immer wieder schwierig. Ein tiefergehendes Verständnis von „Gender“ könnte zu einer ausgeprägteren Verständniskultur gegenüber Trans*personen führe. Diese wäre ein Grundstein einer gemeinsameren u.a. politischen Arbeit innerhalb und außerhalb der queeren Communitys.
Was bedeutet es gegenwärtig, bisexuell zu sein? Welche Aussagekraft hat Bisexualität als sexuelle Identität noch in Zeiten der Dekonstruktion der gender binary? Was ist der Unterschied zwischen Bi- und Pansexualität? Und warum sehen sich bisexuelle Menschen sowohl im Mainstream als auch in LG-Communities solch hartnäckigen Vorurteilen ausgesetzt?
In diesem Workshop möchten wir versuchen, gemeinsam über diese und ähnliche Fragen nachzudenken, um uns dem Begriff der Bisexualität aus möglichst vielfältiger Perspektive anzunähern. Wir möchten über persönliche Erfahrungen mit dem Thema Bisexualität diskutieren, sowohl derer von Menschen, die sich als bisexuell identifizieren, als auch von allen anderen.
Ausgehend davon möchten wir einige akademische und publizistische Sichtweisen auf das Thema vorstellen und diese dann diskutieren. Zentraler Ausgangspunkt wird das Buch „Bi Notes for a Bisexual Revolution“ von Shiri Eisner sein, in dem sie für das subversive Potential der Bisexualität plädiert und aus dem wir im Seminar Auszüge lesen werden. Weitere mögliche Themenschwerpunkte, auf die wir gemeinsam eingehen können, sind Bisexualität und Mental Health, sowie die Intersektionen zwischen Bisexualität, Gender und Race. Ziel des Workshop ist es, für die Teilnehmenden eine Plattform für Diskussionen zu schaffen, an deren Ende ein nuancierteres Verständnis für Bisexuelle Identitäten und ein Austausch von Erfahrungen mit und Strategien gegen biphobe Diskriminierung stehen.
Antisemitismus ist ein gesamtgesellschaftliches Problem und tritt daher auch in queeren Kontexten auf. Seit Jahren gibt es Debatten um Antisemitismus in feministischen Strukturen, in explizit queeren Bewegungen (sofern sich diese abgrenzbar beobachten lassen) Kontexten ist die Auseinandersetzung mit Antisemitismus aber noch ein Randthema. Dabei gibt es einige Überschneidungen von queeren Bewegungen und antisemitischen Gruppierungen, beispielsweise in Form der BDS-Kampagne, die zunehmend stärker in queer-feministischen Kontexten auftritt. Auch finden antisemitische Verschwörungstheorien wie die Lüge des „Pinkwashings" immer wieder Eintritt in queere Kontexte. Diese Tendenzen führen regelmäßig zu enormen Konflikten bei queeren Veranstaltungen, wie beispielsweise beim Kreuzberger X*CSD 2016 oder beim Chicago Dyke March 2017, als zwei Personen ausgeschlossen wurden, weil sie Regenbogenfahnen mit einem Davidstern trugen.
Der Workshop wird einsteiger*innenfreundlich gestaltet sein. Es ist keinerlei Vorwissen notwendig, denn im ersten Teil wird es einen Input zu Antisemitismus im Allgemeinen geben und das Auftreten von Antisemitismus in queeren Kontexten im Speziellen erörtern. Selbstverständlich wird hier auch Raum für Eure Eindrücke, Haltungen und Erfahrungen sein.
Im zweiten Teil wollen wir diskutieren, wie mit Antisemitismus in queeren Bewegungen konkret umgegangen werden kann. Wir werden dafür einen Blick in feministische Kontexte (sofern diese überhaupt abgrenzend betrachtet werden können) werfen und schauen, welche Lösungsstrategien dort bereits gefunden wurden. Mögliche Reaktionsstrategie auf antisemitische Tendenzen in queeren Kontexte möchte ich mit Euch diskutieren.
Du beschäftigst dich mit Ausschlüssen in queeren Räumen oder Gruppen? Du möchtest etwas verändern, weißt aber vielleicht (noch) nicht, wie? Du fragst dich, wie queere Räume inklusiver gestaltet werden können? Dann bist du hier genau richtig. In diesem Erfahrungsaustausch fragen wir uns, wie queere Räume diskriminierungskritisch und inklusiver gestaltet werden können. Wie können wir mit konkreten Situationen umgehen, in denen diskriminierende Dynamiken auftreten und wie können wir diesen vorbeugen? Dazu möchten wir uns konstruktiv über unsere Erfahrungen austauschen, uns gegenseitig sensibilisieren, sowie Handlungsanregungen und mögliche Strategien sammeln. Als analytische Perspektive wird uns Intersektionalität von Kimberlé W. Crenshaw dienen, welche wir am Anfang in einem kurzen Impulsvortrag erläutern und in Bezug zu queer-aktivistischer Arbeit setzen werden. Dies wird uns helfen, eine gemeinsame Grundlage für den Austausch zu finden. Wir werden mit Methoden aus der queeren Bildungsarbeit bzw. Antidiskriminierungsarbeit arbeiten. Anhand von Fallbeispielen möchten wir gerne diskutieren, wie Personen innerhalb eines queeren Raumes oder einer Gruppe kurzfristig und langfristig intervenieren können. Da wir gerne problem- und erfahrungsorientiert diskutieren möchten, möchten wir dich ermutigen, deine eigenen Fallbeispiele in den Erfahrungsaustausch einzubringen. Wir werden dir ermöglichen, dies in anonymisierter Form zu tun.In zwei Stunden werden wir die Fragestellungen nicht allumfassend behandeln können. Uns geht es vor allem um den Austausch über Erfahrungen, die Erarbeitung und Diskussion möglicher Handlungsstrategien und die Sensibilisierung.Angesprochen sind Personen, die sich persönlich mit der Fragestellung auseinandersetzen, sich ggf. in queeren Räumen bewegen oder selbst queer-aktivistisch tätig sind. Wir selbst arbeiten in verschiedenen queeren Kontexten und Projekten, u.a. queeren Bildungsprojekten bzw. einem FLTI-Sportverein.Auch und gerade weil wir über Ausschlusserfahrungen sprechen, die Teilnehmende selbst erlebt haben können, möchten wir in diesem Erfahrungsaustausch gemeinsam für einen solidarischen und respektvollen Umgang miteinander sorgen, der es allen Teilnehmenden ermöglicht, sich in Sicherheit selbst auszudrücken und auszutauschen.
Unsere automatische Platzvergabe sieht vor, dass jede Person nur entweder zum Workshop 12 oder 13 zugelassen werden kann. Da dieser Automatismus auch die Workshops auf Zeitslots zuteilt, können wir bis dato nicht sagen, ob Workshop 12 und 13 parallel stattfinden werden - schreibe uns bitte dennoch eine E-Mail, wenn du beide gerne besuchen möchtest, sodass wir das berücksichtigen können, falls sie in verschiedenen Zeitslots stattfinden.
Gegeben der Diversität der queeren Gemeinschaft wollen wir mit Euch gemeinsam in diesem Workshop einen sicheren Raum schaffen, um das sensible Thema der inklusiven und diskriminierungsfreien Kommunikationskultur mit Hinblick auf queere Anliegen tiefergehend zu erforschen. Was macht für uns einen „Safe Space“ aus? Was bedeutet eigentlich „Consent“? Wie kann es zu exkludierenden Gesprächskulturen kommen, vielleicht sogar ganz unbewusst und unabsichtlich?Wir freuen uns auf einen intensiven Austausch über verschiedene Erfahrungen mit Safe Spaces, Consent und Kommunikationskulturen aus dem Alltag, in der queeren Szene, während des Queerstifti-Bundestreffens und auch in der Studienstiftung. Ganz praktisch möchten wir gemeinsam mit Euch Ideen und Methoden zur Schaffung einer inklusiveren Gesprächskultur erarbeiten, erproben und erleben, sowie reflektieren und diskutieren. Welche Methode passt.In welchen Kontext und ist wirklich praktikabel? Welche effektiven Impulse zur Inklusion aller Teilnehmenden kann ich beispielsweise in der Leitungsrolle eines Workshops oder einer Diskussion setzen? Wie kann ich mit einer sensiblen und achtsamen Haltung zu einer inklusiveren Kommunikationskultur in meinem persönlichen Umfeld beitragen?Ziel des Workshops sind ein intensiver, offener und sicherer Austausch auf Augenhöhe über unsere unterschiedlichen Erfahrungshorizonte, eine Reflektion unseres Erlebens der im Workshop erprobten Methoden sowie die Entwicklung von Ideen und Impulsen für eine inklusivere Kommunikationskultur in unserem Alltag.
Unsere automatische Platzvergabe sieht vor, dass jede Person nur entweder zum Workshop 12 oder 13 zugelassen werden kann. Da dieser Automatismus auch die Workshops auf Zeitslots zuteilt, können wir bis dato nicht sagen, ob Workshop 12 und 13 parallel stattfinden werden - schreibe uns bitte dennoch eine E-Mail, wenn du beide gerne besuchen möchtest, sodass wir das berücksichtigen können, falls sie in verschiedenen Zeitslots stattfinden.
Die Teilnehmer*innen setzen sich mit dem Politikmanagement transnationaler LGBTIQ*-Advocacy Groups auseinander, wobei mit Blick auf deren Strategien verschiedenes Material wie Interviews mit NGO-Vertreter*innen, Strategiepapiere, etc. von transnationalen LGBTIQ*-NGOs wie ILGA-Europe, TGEU-Europe oder OII-Europe analysiert wird. Europäisierung und NGOisierung des LGBTIQ*-Aktivismus werden politikwissenschaftlich nachgezeichnet.
So ist etwa die ILGA-Europe das beste Beispiel einer NGOisierung der LGBTIQ*-Bewegung. Zudem wird diskutiert, welche Strategien die NGOs in ihrer Arbeit nutzen. Wie wichtig ist zum Beispiel Inside Lobbying gegenüber Outside Lobbying? Weiterhin wird das Selbstverständnis der NGOs identifiziert sowie deren strategisches Framing herausgearbeitet. Welche Rolle spielt etwa das Framing von LGBTIQ*-Rechten als Menschenrechte? Die politisch-ideologischen, "westlichen" Grundlagen der NGOs sollen kritisch diskutiert werden. Liegen die Organisationen überhaupt richtig mit ihrem konventionellen Ansatz?
Damit werden der Kontrast zwischen sozialen Bewegungen einerseits und professionalisierten NGOs andererseits aufgezeigt, politikwissenschaftliche Perspektiven, beispielsweise der EU- oder der sozialen Bewegungsforschung, auf einen LGBTIQ*-Gegenstand übertragen sowie an die Strategien der NGOs herangezoomt und diese weitergedacht.
Die Frage danach wie man leben will fordert immer eine introspektive Bewusstwerdung, wie auch intersubjektive Bewusstmachung von Gefühlen, Handlungsdynamiken und Prinzipien heraus, denen auch die intimsten Wünsche nach Liebe und Bindung, sexueller Selbstwerdung, Zugehörigkeit und Freiheit unterliegen. Der Versuch herauszufinden ob man das was man glaubt zu wollen wirklich wollen kann, gibt den Antrieb für eine kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlich vorgefertigten Beziehungs- und Liebesideen.
Diese diskutierend, soll auf der Grundlage bereits gesammelter Erfahrungen und Erkenntnisse, aber auch vorgeformter Einstellungen im Workshop eine erste kritische Begegnung eröffnet werden, während die emotionalen und ideologischen Bedürfnisse dabei Anerkennung erhalten, aber auch in ihrer scheinbaren Selbstverständlichkeit nicht unbetrachtet bleiben.
Dabei wollen wir einander ermutigen uns selbst als Gestalter*innen unserer eigenen Liebes- und Seinsart zu sehen, aber auch der Fähigkeit bewusst sein, uns die Freiheit gegen uns selbst nehmen zu können, in dem wir erkennen, dass wir für eine selbstgestalterische zwischenmenschliche Bindungsweise auch an unsere persönlichen und emotionalen Grenzen kommen könnten, wenn wir uns erlauben wollen unsere selbstbestimmte Lebensart zwischen den Polen von Polyamorie und Monogamie zu suchen.
Die Figur des closet/coming out ist bereits länger bekannt und etabliert. Sie beschreibt Aspekte der LGBTIA*-Erfahrung in einer Art, die den Dialog mit dem Mainstream ermöglicht. Ihre Macht bleibt bestehen und weitet sich auf andere Bereiche aus. So wird sie mittlerweile dafür verwendet kämpferische oder emanzipatorische Bekenntnisse zu (geistigen und physischen) Krankheiten, Neurodiversität, Glaube, Gewicht und Hautfarbe als Erfahrungsdimensionen oder Identitäten zum Ausdruck zu bringen.
Diese Übertragung ist nicht unproblematisch, da sie nicht geschehen kann ohne sowohl Aspekte der LGBTIA*-Erfahrung zu verschleiern als auch ohne eine Fehlrepräsentation der Erfahrung derjenigen zu bewirken, die die Übertragung vornehmen. Trotzdem kann ein Blick in diese Formen der Übertragung für mehr gegenseitiges Verständnis sorgen. Was steckt z.B. hinter der Figur des coming out, dass jemand, dessen Hautfarbe sichtbar ist, und demnach keine Offenbarung einer verborgenen Identität betreibt, sich trotzdem dazu motiviert fühlt diese Figur zu verwenden?
Wir möchten mit der Figur des closet/coming out, in einem Graubereich zwischen einer möglichen cultural appropriation und der Etablierung einer gemeinsamen emanzipatorischen Sprache Gemeinsamkeiten und Unterschiede prekärer Erfahrung erkunden. Ziel des Workshops ist nicht endgültige Antworten zu finden, sondern zu üben, wie der Dialog zwischen Menschen erfolgen kann, die jeweils unterschiedliche Erfahrungen der Inklusion und Exklusion machen.
Menschen, die weder weiblich noch männlich sind oder sich so verorten, hat es immer gegeben. Sie waren aber in der Gesellschaft und auch in Fachkreisen weitgehend unsichtbar, übersehen oder ignoriert. Dieser Workshop soll sich in vielfältiger Weise mit diesen Menschen beschäftigen. Zunächst wollen wir uns gemeinsam der Bedeutung des Begriffs "nicht-binär" annähern, ihn im Kontext von trans* und inter* verorten und über den Ansatz, Geschlecht als Spektrum aufzufassen, diskutieren.
Das Thema der Tagung "Unity in Diversity" wird uns konkret bei Überlegungen zur Einordnung des Nicht-Binär-Seins im Spektrum von LSBT*I*AQ beschäftigen. Nicht zu kurz kommen soll eine praktische Betrachtung nicht-binärer Lebenswirklichkeiten, auch vor dem Hintergrund der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen, insbesondere der Änderungen im Personenstandsgesetz und der Debatte über geschlechtersensible Sprache.
Der Workshop richtet sich an alle, die etwas über Geschlechtlichkeit jenseits von männlich und weiblich lernen wollen genauso, wie an Menschen, die sich dort gefunden haben und sich austauschen möchten.
Man sagt, dass Theater ein Spiegel der Realität ist. Es ist aber auch eine Form der Auseinandersetzung mit sich selbst und mit anderen. Es verbindet uns, indem es uns zeigt, wie wir uns allen grundlegend ähneln. Es fordert den Spielenden an, einen Bezug zu jeder Figur zu finden, egal wie weit entfernt von der eigentlichen Person sie beim ersten Blick zu sein scheint.
In diesem praktischen Theater-Workshop werden wir diese Aspekte zu unserem Nutzen machen, um ein besseres Bewusstsein für unsere eigene Verhaltensweisen und deren Wirkung nach außen zu gewinnen. Mit Hilfe von Improvisations-, Bewegungs-, und Körperbewusstseinsübungen werden wir unseren Bewegungsspielraum untersuchen und analysieren, wie unterschiedliche Körperhaltungen, Bewegungen und Muster nach außen projiziert werden. Diese werden wir bei verschiedenen Figuren aus der Literatur anwenden, um ihre Wirkung und Herkunft zu untersuchen. Dabei werden wir versuchen, heteronormative Muster und gesellschaftliche Prägungen unseres eigenen Ausdrucks und unserer Wahrnehmung besser zu verstehen, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf Gender und Gender-Stereotypen liegt.
Ziel des Workshops ist die Intention unseres eigenen Selbstausdrucks besser an dessen Wahrnehmung von außen anzupassen. Auf der anderen Seite wird ein größeres Verständnis für die Intention hinter und unbewusste Gründe für bestimmte Verhaltensweisen von anderen gestärkt und so Empathie und Konfliktlösung gefördert.
Theaterneulinge bis zu Menschen mit viel Theatererfahrung sind willkommen. Bitte bequeme und bewegliche Kleidung und eine Offenheit zum Spielen und Ausprobieren mitbringen.
Denkbar wäre auch ein Impro-Auftritt im Rahmen des Bunten Abends.
Homosexualität und andere von der hetero- und cis-„Normalität“ abweichende sexuelle und geschlechtliche Identitäten wurden und werden im Christentum teils stark verurteilt und auch bekämpft. Christliche Kirchen haben viel Leid über queere Menschen gebracht, in vielen Ländern bezieht oder bezog man sich bei der Strafbarkeit von homosexuellen Handlungen auf die Bibel.
Doch was sagt eigentlich die Bibel zur Homosexualität und wie sind diese Stellen heute zu lesen? Was ist die offizielle Position der evangelischen und katholischen Kirche zur Thematik? Wie haben sich diese Verständnisse und der Umgang mit LGBTIQ in den letzten Jahrzehnten verändert? Und welche Perspektiven haben queere Glübige in den Kirchen?
All diesen Fragen wollen wir im Workshop auf den Grund gehen. Nach einem kurzen Austausch über eigene Erfahrungen in christlichen/religiösen Kontexten (falls gewünscht!) wollen wir die einzelnen Stellen in der Bibel, die (Homo-)Sexualität behandeln, unter die Lupe nehmen und diskutieren, wie diese heute verstanden werden können bzw. werden müssen. Anschließend werden wir anhand offizieller Texte und Äußerungen von Vertreter*innen der Kirchen die aktuelle Situation in den Kirchen betrachten, um anschließend zu diskutieren, ob und wie queere Menschen in den Kirchen eine Zukunft haben.
Je nach Interesse und Vorwissen der Teilnehmenden können einzelne Aspekte stärker behandelt werden als andere.
Der Workshop wird sich hauptsächlich mit Homo-/Bisexualität und mit den beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland beschäftigen, dennoch sind auch Menschen mit anderen sexuellen/geschlechtlichen Identitäten und anderen (bzw. ohne) Religionen herzlich willkommen!
2014 entwickelte Amazon ein Modell zur Automatisierung des Recruitingprozesses. Dem Modell konnte nachgewiesen werden, dass es nicht-genderneutrale Entscheidungen traf.
2017 erschien ein Paper, das behauptet, Deep Neural Networks könnten anhand von Bildern mit einer höheren Wahrscheinlichkeit die sexuelle Orientierung vorhersagen als Menschen.
Grund genug zum Aufschrei in der LGBTQI* Szene? Klar ist: Die Anwendung von KI-Technologien wirft viele ethische und juristische Fragen auf.
Doch was ist überhaupt der Stand der Forschung, wenn wir von fortschreitender KI-Entwicklung sprechen? Gemeinsam mit euch wollen wir das Schlagwort KI demystifizieren. Ausgestattet mit einem groben technischen Überblick über diverse Algorithmen diskutieren wir dann am Fallbeispiel eines automatisierten Bewerbungsprozesses mögliche Ursachen von algorithmischer Diskriminierung. Wie könnte ein (hybrides) Auswahlverfahren aussehen, das die Vorteile von KI nutzt und gleichzeitig die Gefahr von Diskriminierung (auch durch den Menschen) ausschließt?
An welchen ethischen, juristischen und ökonomischen Prinzipien sollen sich die KI-Entwicklung und der KI-Einsatz orientieren?
Wir freuen uns auf einen Workshop inmitten des Spannungsfeldes zwischen Chance auf algorithmische Neutralität und Risiko durch die Reproduktion gesellschaftlicher Vorurteile.
Oft vergessen, beschreibt das A im Akronym der queeren Community Identitäten auf dem asexuellen Spektrum und damit Menschen, die nie, selten oder nur unter bestimmten Bedingungen sexuelle Anziehung zu anderen Menschen erleben.
In diesem Workshop wollen wir uns nach einer allgemeinen Einführung genauer mit Asexualität und Identitäten auf dem asexuellen Spektrum wie beispielsweise Demisexualität beschäftigen. Dabei soll es auch um die Position von Asexuellen in queeren oder feministischen Räumen gehen: Exklusionismus (oder zumindest Nicht-Sichtbarmachen) der als “straight” betrachteten Asexuellen von Seiten der queeren Community, gängige Vorurteile oder die Frage, ob man gleichzeitig asexuell und sex-positive*r Feminist*in sein kann – diese und andere Aspekte möchten wir während des Workshops gerne in kleinen Gruppen mit euch diskutieren. Dabei gehen wir gerne auf eure Ideen oder Wünsche für Gesprächsthemen ein. Gegen Ende wollen wir die gesammelten Gedanken zusammentragen und gemeinsam überlegen, was wir durch die Auseinandersetzung mit Asexualität in einer und über eine sexualisierte(n) Welt lernen können.
Ein paar Worte zu uns: Etwa vor zwei Jahren haben wir beide die Erfahrung gemacht, dass es irgendwie “klick” gemacht hat, als wir das erste Mal von A- und Demisexualität gehört haben. Seitdem beschäftigen wir uns mit dem Thema und freuen uns auf einen spannenden Austausch mit euch!
Vorkenntnisse sind für diesen Workshop nicht nötig, da es zu Beginn einen allgemeinen Überblick geben wird. Über eigene Erfahrungsberichte oder Ideen freuen wir uns aber immer sehr!
Wer sich schon im Vorfeld einen Überblick über Asexualität und Demisexualität verschaffen will, dem seien die folgenden Filme und Artikel empfohlen:
- Rated X (Dokumentarfilm über Asexualität): https://www.youtube.com/watch?v=ec51M4R-9cU
- Eine Beschreibung von Demisexualität: https://aktivista.net/2015/09/09/demisexualitaet-eine-orientierungshilfe/
Queere Menschen sind vielfachen Diskriminierungen ausgesetzt — im Beruf, im privaten Umfeld oder auf der Straße. Queere Menschen brauchen aber auch in besonderem Maße Freiheit, um ihr Leben so zu leben, wie sie es wollen. Diskriminierungen zu verhindern, ist Aufgabe der gesamten Gesellschaft. In demokratischen Rechtsstaaten werden die Grenzen der Freiheit der*des Einzelnen durch die Gesetze bestimmt. Während der Staat queere Menschen nicht diskriminieren darf, sondern alle Menschen gleich zu behandeln hat (lange Zeit stand diese Verpflichtung für queere Menschen nur auf dem Papier), ist die traditionelle Vorstellung in Deutschland, dass nicht-staatliche Akteure nicht an den Grundsatz der Gleichbehandlung von Menschen gebunden sind. Privatpersonen, Unternehmen und Verbände durften Menschen grundsätzlich nach Belieben unterschiedlich behandeln und willkürlich diskriminieren.
Erst seit einigen Jahren gibt es in Deutschland mit dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz ein Gesetz, welches verhindern soll, dass Menschen aufgrund bestimmter Merkmale, zu denen das Geschlecht und die sexuelle Identität zählen, diskriminiert werden. Der Einführung des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes ging ein langer Kampf unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen voraus. Gerade auch die queere Bewegung hatte sich für ein solches Gesetz stark gemacht.
Doch sind auch im Jahr 2019 Diskriminierungen von queeren Menschen an der Tagesordnung. Studien belegen, dass queere Menschen in vielen Bereichen im Durchschnitt schlechtere outcomes haben als nicht-queere Menschen, sei es auf dem Arbeitsmarkt oder bei der Wohnungssuche.
Bedarf es also weiterer Maßnahmen, für welche sich die queere Bewegung einsetzen sollte? Haben die Regelungen zu viele Lücken, sind die Gesetze zu schwach? Oder geht die Antidiskriminierungsgesetzgebung an einigen Stellen vielleicht sogar schon zu weit? Sind Stoßrichtung und Instrumente des Gesetzes nicht treffsicher genug, schränken sie die Freiheit des Individuums zu stark ein? Können sich die Gesetze in spezifischen Situationen sogar gegen diejenigen wenden, welche geschützt werden sollen?
Im Workshop wollen wir nach einer sehr knappen Einführung in die Grundlagen des deutschen und europäischen Antidiskriminierungsrechts anhand plastischer Beispiele aus Deutschland und anderen Staaten die Konfliktlinien und Problemfelder aufzeigen, die jeweiligen Argumente herausarbeiten und schließlich diskutieren.
To bi or not to be? Coming Out or Keeping In? Was so spielerisch klingt, kann im Konkreten Leichtigkeit verlieren. Wir wollen mit euch einen Raum für Persönliches schaffen, ohne unangenehm persönlich zu werden – ein wenig wie bei einem guten Lagerfeuergespräch. Ab wann ist queer eigentlich queer? Gibt es ein queer zu wenig, genug oder zu viel? Gibt es das Persönliche nur entweder Außer- oder Innerhalb von „Queer-Diskursen“? Mit euch wollen wir nach kurzen Impulsen zu Beginn solche und dann weitere Fragen in Kleingruppen diskutieren. Wir wollen Gemeinsamkeiten herausarbeiten ohne alles Gleich zu machen, aber merken, was das Kollektive in vordergründig individuellen Fragen sein könnte; nachdenken darüber, was nach Glitzertagen und akademischen Überflügen Realität ist bzw. sein kann, über den eigenen Platz in und jenseits der queeren Welt. Vieles darf und Nichts muss gesagt werden.
Antworten hätten wir aber gern am Ende gemeinsam auf die Frage, inwiefern que(e)r denken que(e)r ist.
Sexualität ist ein fester Bestandteil des politischen und gesellschaftlichen Diskurses. Wie aber steht es um die Sexualität von Menschen, die diese physisch nicht selbständig ausüben können und auf Unterstützung angewiesen sind, oder denen Sexualität abgesprochen wird? Der Workshop will der Frage nachgehen, inwieweit das sexuelle Begehren und Praktizieren mancher Gruppen - wie Menschen mit Behinderungen oder alten Menschen - ignoriert, tabuisiert oder infantilisiert wird.
Wie gestaltet sich der gesellschaftliche Umgang mit diesen „Un-sexed"? Welche Rolle spielen dabei Selbstbestimmung, Gesundheit oder Fortpflanzung? Es soll untersucht werden, welchen Einfluss soziale Normen und Institutionen auf das Verständnis sexuell marginalisierter Gruppen haben und wie ein sexuell-positiver Umgang aussehen könnte. Zudem möchten wir rechtliche Grundlagen diskutieren: Erstreckt sich die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen auch auf das Sexualleben? Gibt es ein Recht auf Sexualbegleitung? Zugleich wird der Bezug zu konstruierten Normalitätsvorstellungen und queeren Menschen hergestellt.
Mit dem Kampf um die Homoehe in den USA und dem Kampf um eine dritte Option beim Geschlechtseintrag in Deutschland wurden zwei der wegweisenden LGBTIQ*-Kämpfe in letzter Zeit vor Gerichten ausgetragen, während im Stonewall-Riot gegen die Polizei, bekanntlich die Hüterin des Rechts, rebelliert wurde. Von konkreten Beispielen ausgehend möchte ich in diesem Workshop mit euch gemeinsam überlegen, in welchem Verhältnis queere Bewegungen und das Recht stehen (sollten).
Welche emanzipatorischen Möglichkeiten und welche anti-emanzipatorischen Fallstricke hält das Recht für queere Bewegungen bereit?
Was erhoffen wir uns vom Recht? Was begehren wir von ihm?
Welche Kosten haben rechtliche Strategien in der queeren Bewegung? Wer muss diese Kosten tragen? Wen schließen wir aus? Und: Welche Kosten hat es, rechtliche Strategien zu verschmähen?
Der Workshop ist gestaltet als eine Mischung aus Ins-Gespräch-Kommen und gemeinsamer Reflektion kombiniert mit rechtsgeschichtlichen und rechtstheoretischen Inputs. Dabei werde ich sowohl meine juristische Perspektive als auch Aspekte aus den Gender bzw. Legal Gender Studies einbringen sowie meine aktivistische Erfahrung in rechtspolitischen Kampagnen.
In unserem zweistündigen Workshop möchten wir die Schnittstelle zwischen Migration und Queerness herausarbeiten. Sowohl strukturelle Ausschlüsse und Diskriminierungserfahrungen als auch Bereicherungschancen und Freuden sollten zum Ausdruck kommen, sowie die Prägnanz von class und race für individuelle Schicksale.
Das Rückgrat des Workshops bilden etwa fünf Erzählungen von persönlichen Erfahrungen, (auto)biographische Schnipsel, welche in der Gruppe diskutiert werden. Durch das Format von Storytelling wird die Integrität der Erzählenden bewahrt, ihre Sichtbarkeit sowie Agency gewährleistet. Nach jeder Geschichte werden wir in der Diskussion die individuellen Erfahrungen in ihren gesellschaftlichen Kontext einbetten. Im Anschluss wollen wir über stärkende Handlungsmöglichkeiten nachdenken — für die Teilnehmenden mit Migrationshintergrund als auch über die Möglichkeiten der Inklusionsförderung seitens der verbündeten Menschen ohne Migrationshintergrund. Am Beispiel von Migration aus Südosteuropa (bedingt durch unsere Biographien) werden wir der Heterogenität der queeren Migrationsgeschichten nachgehen und den Diskurs über Migration queeren. Wir wollen Geschichten von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund hören, von Menschen mit unterschiedlichen Gründen und Motivationen für Migration, Geschichten aus der lesbischen, schwulen und trans* Community.
Mit dem Workshop möchten wir insbesondere die Stiftis mit Migrationshintergrund erreichen, aber auch einen Sensibilisierungsprozess innerhalb der privilegierten Umgebung der Studienstiftung anzustiften und schließlich die Basis für intersektional gedachte Solidarität schaffen.